Weinkultur

Es gibt unzählige Geschichten und Legenden über den Wein. Schon in uralten Schriften und Religionswerken – wie zum Beispiel in der Bibel – ist Wein ein sehr beliebtes und zentrales Thema. Von vielen berühmten Persönlichkeiten existieren Anekdoten und Zitate über den Wein.

Dazu am Beginn folgender Spruch:
Ein Dichten ist auch das Weingenießen, nur dass die Verse nach innen fließen.

Über kein Thema (ausgenommen vielleicht die Liebe) gibt es mehr Gedichte und Lieder als über den Wein.

Ein schönes Beispiel ist das Lied vom Kreislauf des Weines
Aus der Traube in die Tonne, aus der Tonne in das Fass,
Aus dem Fasse dann oh Wonne, in die Flasche und ins Glas.
Aus dem Glase in die Kehle, in den Magen durch den Schlund,
Und als Geist dann in die Seele, u. als Wort dann in den Mund,
Aus dem Worte etwas später, formt sich ein begeisternd Lied,
Das durch Wolken in den Äther, mit der Menschheit Jubel zieht,
Und im nächsten Frühling wieder, fallen dann die Lieder fein,
Nass als Tau auf Reben nieder, und daraus wird wieder Wein.

Wohl kein anderer Zweig der Landwirtschaft ist in so großem Ausmaß von den Unbilden der Witterung abhängig bzw. betroffen wie der Weinbau. Darüber gibt es dafür einen wunderschönen Vers, der in zahllose Fassböden eingeritzt ist und des Winzers Leiden und Sorgen treffend ausdrückt und beschreibt:

Im Winter de Gfrier (Frost), im Frühjahr de Blia (Blüte),
im Sommer de Dia (Dürre) und im Herbst koa G´schia (kein Geschirr).

Schon seit urdenklichen Zeiten bis heute waren und sind viele berühmte Persönlichkeiten Wein-Liebhaber. Und zahlreiche Künstler und Denker (Philosophen, Musiker, Schriftsteller, Dichter und Maler) haben den Wein nicht nur geliebt und regelmässig genossen, sondern auch als Inspiration und Stimulans für ihre Werke verwendet. Wein als Stimulans wird auch Beethoven, Goethe und Schubert nachgesagt.

Einige Beispiele
Alkäus (600 v. Chr.), griechischer Lyriker von der Insel Lesbos mit dem wohl bekanntesten und meistzitierten Ausspruch über Wein: In vino veritas (Im Wein ist Wahrheit).

Aristoteles (384 – 322 v. Chr.), griechischer Philosoph, über die positive Inspiration von Künstlern durch Weingenuss: "Vergeblich klopft, wer ohne Wein ist, an der Musen Pforte."

Giovanni Boccacio (1313 – 1375), Autor von "Decamerone": Es ist besser, Genossenes zu bereuen, als zu bereuen, dass man nichts genossen hat.

Wilhelm Busch (1832-1908), deutscher Dichter und Zeichner (Max und Moritz): Wer als Wein- und Weiberhasser jedermann im Wege steht, der esse Brot und trinke Wasser, bis er daran zugrunde geht. Und ein zweites Zitat: Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben. Busch liebte den Riesling aus der Pfalz; siehe dazu unter Bassermann-Jordan.

Alighieri Dante (1265 – 1321), italienischer Dichter und Philosoph (Gastmahl, Göttliche Komödie): Vom Urbeginn der Schöpfung ist dem  Wein eine Kraft beigegeben, um den schattigen Weg zur Wahrheit zu erhellen.

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832), deutscher Dichterfürst und großer Wein-Liebhaber, der wohl wie kein anderer zahllose Aussprüche über Wein getan hat: Ohne Wein und ohne Weiber, hol der Teufel unsre Leiber. Ein zweiter Ausspruch: Ein Mädchen und ein Gläschen Wein, die lindern alle Not, und wer nicht küsst und wer nicht trinkt, der ist schon lange tot. Ein dritter: Das Trinken lernt der Mensch zuerst, viel später erst das Essen, drum soll er auch aus Dankbarkeit, das Trinken nicht vergessen. Und ein vierter: Denn meine Meinung ist nicht übertrieben, wenn man nicht trinken kann, soll man nicht lieben.

Theodor Heuss (1884 – 1963), deutscher Bundespräsident (hat das Zitat in verkürzter Form wiederholt verwendet, es stammt aber aus unbekannter Quelle): Wer Wein säuft sündigt – wer Wein trinkt arbeitet – wer Wein geniesst betet.

Gottholm Ephraim Lessing (1729 – 1781), deutscher Schriftsteller ("Nathan der Weise"): Ob ich morgen leben werde, weiß ich freilich nicht. Aber wenn ich morgen lebe, dass ich dann trinken werde, weiß ich ganz gewiss.

Martin Luther (1483 – 1546), deutscher Religions-Reformator: Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Thor sein Leben lang. Ein zweiter: Bier ist Menschenwerk, Wein aber ist von Gott. Und ein Dritter: Der Wein ist unter allen Früchten die alleredelste in der ganzen Welt, der das Herz des Menschen erquickt und erfreut.

Louis Pasteur (1822 – 1895), französischer Chemiker: Der Wein kann mit Recht als das gesündeste und hygienischste Getränk bezeichnet werden. Ein zweiter Ausspruch: Eine Mahlzeit ohne Wein ist wie ein Tag ohne Sonnenschein.

Plutarch (45 – 125), griechischer Philosoph: Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien die schmackhafteste, unter den Nahrungsmitteln das angenehmste. Ein zweiter Ausspruch: Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.

Johann Rasch (1540 – 1612), Geistlicher in Wien und historischer Weinbuchautor: Dass Gott hat b´schert für´s Menschen Leib, den Wein dass er sein Sorg vertreib, das Herz erquick und fröhlich mach, das ist der Grund der ganzen Sach.

Friedrich von Schiller (1759 – 1805), deutscher Dichter: Auf der Berge freien Höhen, In der Mittagssonne Schein, An des warmen Strahles Kräften, Zeugt Natur den goldnen Wein. Und noch niemand hat´s erkundet, wie die große Mutter schafft: Unergründlich ist das Wirken, Unerforschlich ist die Kraft.

George Bernhard Shaw (1856 – 1950), irischer Schriftsteller, in seinem Werk "Wine, the Vine and the cellar": Dies ist die einzige Art, Wein zu genießen – wenn ein paar kundige und begeisterungsfähige Freunde zusammenkommen und sich frei fühlen, in unverhülltem Entzücken zu schwelgen.

Robert Louis Stevenson (1850 – 1894), schottischer Schriftsteller ("Die Schatzinsel" und "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde"): Wein ist Poesie in Flaschen.

Theodor Storm (1817 – 1888), deutscher Lyriker aus seinem Gedicht "Oktoberlied": Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag – Vergolden, ja vergolden!

Kurt Tucholsky (1890 – 1935), deutscher Schriftsteller ("Schloss Gripsholm" und "Deutschland, Deutschland über alles"): An einem Rausch ist das schönste der Augenblick, in dem er anfängt und die Erinnerung an ihn.

Papst Urban VIII. über Galileo Galilei (1564 – 1642) in Bertolt Brechts "Das Leben des Galilei": Er kennt mehr Genüsse als irgendein Mann, den ich je getroffen habe. Er denkt aus Sinnlichkeit. Zu einem alten Wein und einem neuen Gedanken könnte er nicht nein sagen.

Victoria (1819 – 1901), englische Königin, die den Riesling aus Hochheim (Rheingau) liebte: Good Hoc keeps off the Doc (Guter Hochheimer macht den Arzt überflüssig).

Ein Wahlspruch der Zisterzienser, die den europäischen Weinbau entscheidend beeinflusst haben: Qui bon vin boit, Dieu voit (Schenkst Du Guten ein, schaust Du Gott im Wein).